Rutger Bregmann ist ein Historiker, der 1988 in den Niederlanden geboren wurde. Er hat ein interessantes Buch geschrieben, das uns ein anderes Menschenbild vermittelt. Sein in 44 Sprachen übersetztes Buch „Im Grunde gut“ (Humankind: A Hopful History) könnte hervorragend zu den Gedanken Thomas von Aquins passen, den er leider in seinem Buch nicht erwähnt. Er wählt viele historische Fakten und Ereignisse als Beweis dafür, dass der Mensch im Grunde gut ist. Lassen wir zwei Zitatstellen für sich sprechen.
S. 415 der deutschen Ausgabe: „Lange haben wir angenommen, dass der Mensch ein Egoist sei, ein Tier oder Schlimmeres. … Dieses Menschenbild und dieser Blick auf unsere Geschichte haben sich als völlig unrealistisch erwiesen.“
Aus der Seite 402 schildert er folgende historische Begebenheit, die sich im ersten Weltkrieg 1914 nach bereits über einer Million Tote in den Schützengräben als spontaner Weihnachtsfriede ereignet, hat:
„Erst 1981 drehte die BBC einen Dokumentarfilm, Peace in No Man’s Land, und es wurde klar, dass es hier nicht nur um ein paar Gerüchte ging. An sage und schreibe zwei Dritteln der britischen Front war es während der Festtage still. In den meisten Fällen wurde die Initiative von Seiten der Deutschen aus ergriffen, die Freundschaft mit den Briten schlossen (auch wenn dies ebenfalls an der belgischen und französischen Front geschah). Insgesamt legten mehr als 100.000 Soldaten die Waffen nieder.
Und Weihnachten 1914 war nicht das einzige Mal, dass spontan Friede ausbrach. Es geschah auch während des Spanischen Bürgerkriegs, während des Burenkriegs, während des amerikanischen Bürgerkriegs, während des Krimkrieg und während des Krieges, den Napoleon gegen den Rest von Europa führte……
Auch wir werden von Demagogen und Hasspredigern gegeneinander ausgespielt. Zeitungen wie die Daily Mail schrieben seinerzeit über blutrünstige Hunnen, heute schreiben sie über Invasionen stehlender, mordender und vergewaltigender Flüchtlinge, die uns unsere Jobs wegnehmen, zu faul zum Arbeiten sind und uns unterdessen Sankt Nikolaus und den Weihnachtsmann vermiesen.
So wird der Hass wieder in die Gesellschaft hineingetragen. Und diesmal nicht nur über Zeitungen, sondern auch über Blogs und tweets, mit Lügen in den sozialen Medien und giftigen Reaktionen auf Nachrichtenmeldungen. Selbst der beste Faktenchecker scheint machtlos gegenüber den Ressentiments und der Feindschaft, von denen wir an manchen Tagen regelrecht überschwemmt werden. Doch was wäre, wenn es auch andersherum funktionieren würde? Was wäre, wenn uns Propaganda nicht nur gegeneinander aufhetzen, sondern wieder zusammenbringen könnte?“
Ein längeres Zitat aus dem 2019 erschienen Buch, das nahezu alle Punkte der heutigen Hasspredigen der Trump/Vance – Kampagne enthält.