24. Grenzen des Wachstums und demographische Problemketten

Grenzen des Wachstums:

Bereits vor über 200 Jahren, um das Jahr 1800, wurde von dem bedeutenden Wirtschaftstheoretiker Thomas Robert Malthus (1766-1834) auf Grund des von ihm behaupteten abnehmenden Grenznutzen des Bodenertrages die Tragfähigkeit für ein wesentlich höheres Bevölkerungswachstum auf der Erde verneint. Der zehn Jahre ältere Wirtschaftstheoretiker William Godwin (1756-1836) hatte die Debatte dadurch angestoßen, dass er keine Grenzen im Wachstum der menschlichen Bevölkerung sah.

Man sollte dazu wissen, dass gerade um 1800 die Weltbevölkerung die Marke von 1 Milliarde Menschen überschritt (auch vor Malthus gab es vor allem italienische Wirtschaftstheoretiker, die ähnliche Thesen vertraten). Das Überschreiten von Grenzen ist immer begleitet von Angst, wie es auch aus der damaligen Presse zu entnehmen ist. Erst ab 1700 beschleunigte sich das Bevölkerungswachstum erheblich und die Verdopplungszeit der Weltbevölkerung liegt erstmals im Bereich von Jahrhunderten und nicht Jahrtausenden. Um das Jahr 1930, rund 130 Jahre später, betrug dann die Weltbevölkerung ca. 2 Milliarden und in nur 45 Jahren erreichte man erneut 1975 eine Verdoppelung auf 4 Milliarden Menschen. Im Jahr 2022, also weitere rund 47 Jahre später ist erneut eine Verdoppelung auf ca. 8 Milliarden Menschen vorhanden. Eine explodierende Dynamik, die die Verdoppelung nun in Jahrzehnten schaffte und voraussichtlich erst bei ca. 10 Milliarden Menschen abflacht.

Ein Großteil der Weltbevölkerung konnte trotz des starken Anstiegs in die globalisierte Wirtschaft integriert werden, so dass sich viele Verbesserungen auf vielen Gebieten ergaben.

Gleichzeitig muss festgestellt werden, dass die Probleme des Klimawandels und der Umweltverschmutzung demographisch ableitbare Problemketten darstellen, die dringend gelöst werden müssen.

Demographische Problemketten:

Nicht nur das absolute Wachstum der Weltbevölkerung, sondern das starke Wachstum der in der Weltbevölkerung konsumierenden Schicht, ist der entscheidende Faktor und diese konsumierende Schicht wird immer größer, was zunächst ein Fortschritt ist, denn es kommen immer mehr Menschen in bessere Lebensverhältnisse und die Weltwirtschaft wächst.

Daraus ergibt sich ein exponentieller Anstieg aus gleich zwei Faktoren: Immer mehr zusätzliche Millionen von Menschen konsumieren ein immer größer werdendes Mehrfaches als bisher.

Damit ist der Anstieg des aus Produktion und Konsumtion stammenden Ressourcenverbrauchs und die damit einhergehende Umweltverschmutzung (CO2, Müll, Luft, etc.) eine Multiplikation entlang der ebenfalls exponentiell ansteigenden Bevölkerungsexplosion wie zuvor beschrieben.

Ob die kulturelle Umgestaltung und Ausrichtung auf eine Weltgemeinschaft gelingen, in der die langfristigen und gemeinsamen Interessen des Überlebens die kurzfristigen egoistischen Interessen in ausreichendem Maße zurückdrängen, kann man angesichts der enormen Schwerkraft kultureller Traditionen und bisheriger Misserfolge leider bezweifeln.

Die hier aufzustellende Kernthese ist: Das Überleben der Menschheit ist nicht nur eine Frage der Natur, sondern ganz wesentlich eine der Kultur. Derzeit wird genau dieses Überleben durch den Dritten Weltkrieg behindert, da die Weltgemeinschaft nicht genügend Ressourcen hat, um geschlossen als Ganzes gegen diese Bedrohung des Klimawandels in weltweiter Kooperation anzugehen. Vielmehr wird nicht mehr die Kultur einer auf dem Völkerrecht basierenden Ordnung aufrechterhalten. Russland bricht damit und China unterstützt Russland.

Sehen wir diesen Dritten Weltkrieg vielleicht noch zu eindimensional, also nicht ganz richtig in seiner vollen Dimension:

Ist dieses Zusammenschließen von China und Russland mit dem Überfall der Ukraine und ihrer Einverleibung eine ergänzende Strategie aus der klaren Erkenntnis, wie sich der Klimawandel auswirken wird. Ist es bereits der Kampf um die Ressourcenknappheit?

Sollen im Kampf gegen die Demokratien dieser Welt gleich so viele Ressourcen entzogen werden sollen, wie möglich.

Ist das bereits der Krieg um die Frage, wer künftig in der Welt überleben wird, wenn sich die Klimakrise weiter zuspitzt?

Daher werden nicht nur quantitative Faktoren, sondern vor allem die darunter liegenden qualitativen Faktoren (also die aus der Kultur kommenden Verhaltensweisen auf vielen unterschiedlichen Ebenen und ihre Veränderung) zu den Einflussgrößen, die heute auch über das Überleben der Menschheit entscheiden.

Es ist ohne Frage von dramatischer Wichtigkeit, dass die heutigen Kriegsparteien gegen die demokratischen Staaten so schnell und entschieden wie möglich in die Schranken gewiesen und in ihrem Vorhaben beschnitten und zurückgedrängt werden, da sonst die extrem drängenden Lösungen für die Welt weiter in höchst gefährlichem Ausmaß verzögert werden.

Sollte sich China und Russland und ihre sonstigen Verbündeten jedoch bereits in der Weise verständigt haben, dass es nicht nur um die Zerstörung der Demokratien, sondern bereits um einen Überlebenskampf in der Verteilung der Ressourcen und dem Überleben von ganzen Bevölkerungen und Staaten geht, so wird es noch schwieriger, die Eindämmung des dritten Weltkrieges vorzunehmen.

Die gute Nachricht ist, dass bereits heute überall auf der Welt die Geburtenraten fallen und größtenteils weit unter der Rate von 2,1 Kindern pro Frau sind, um die Bevölkerung im Bestand zu erhalten.

Dies gilt noch nicht für Afrika, dessen Bevölkerung immer noch weiter ansteigt, wobei sich die Geburtenraten auch dort drastisch reduzieren und bereits reduziert haben.

Der Anstieg der Weltbevölkerung geht somit auf den Anstieg des weltweit älteren Bevölkerungsanteils zurück, bis mit deren Tod dann die Weltbevölkerung in eine ganz erhebliche Schrumpfung hineinkommt. So auch in China, dessen Bevölkerung erheblich altert und seit 2022 beschleunigt schrumpft. Innerhalb eines Jahres hat die Bevölkerung um ca. 850.000 Menschen abgenommen. Die heutige Zahl der Bewohner von ca. 1,4 Mio. (wahrscheinlich bereits heute um 100 Mio. zu hoch angesetzt) könnte nach Prognosen bis 2050 auf weniger als 1,02 Milliarden Menschen und bis 2100 sogar bis auf 310 Millionen schrumpfen. Dennoch gibt es eine erhebliche Arbeitslosenquote gerade unter gut ausgebildeten Jugendlichen.

Der Chinesisch Immobilienmarkt ist in einer Weise fehlgesteuert worden, die sich die meisten in diesen Dimensionen gar nicht vorstellen können. Mindestens 20 % der Wohnungen in China stehen leer, was ca. 65 Millionen Wohnungen sind. Andere Schätzungen gehen in diesen Zahlen sogar noch weit höher (höchste 90 Millionen, bei einer Belegung von 3 Personen sind das 270 Millionen Menschen, die hier wohnen könnten).

Einem Bericht der BBC zufolge entfällt im Jahr 2023 immer noch etwas mehr als die Hälfte der gesamten jährlichen Zementproduktion von 4,1 Mrd. Tonnen (52 %) auf China – gefolgt von Indien (6,2 %), der EU (5,3 %) und den USA (1,9 %).

 Die extreme Versiegelung der Böden bingen enorme Gefahren bei Hochwassern, so dass alleine in 2021 mehr als 300 Menschen in der Stadt Zhengzhou gestorben sind. Außerdem hat man nun festgestellt, dass ganze Städte mit bis zu rund 4,5 cm pro Jahr durch das hohe Gewicht absinken.

Gleichzeitig ist der Immobilienmarkt Chinas mit dem 4-fachen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) bewertet, während der in den USA mit dem ca. 1,6-fachen des BIP bewertet wird. Die chinesische Bevölkerung hat aber gemäß einer Studie rund 70 % des privaten Vermögens in Immobilien gebunden.

Kommt es hier zu einer mehr als fälligen Bereinigung, so dreht die chinesische Wirtschaft in eine Deflationsspirale und verliert massiv an Kaufkraft, da die Lebensersparnisse von vielen Chinesen in erheblichem Maße abschmelzen werden.

Die chinesische Wirtschaft hat somit Probleme, die zu massiven Verwerfungen der Wirtschaft führen werden, die jedoch sehr lange anhalten werden.

Es ist nicht anzunehmen, dass solche wirtschaftlichen Verwerfungen, die hier nur teilweise dargestellt sind, ohne eine Spiegelung im politischen und sozialen Leben bleiben werden.

Es ist sehr klar, dass in China in etlichen Wirtschaftszweigen mit enormen Schulden riesige Überkapazitäten aufgebaut wurden. Diese bestehen also nicht nur im Immobilienbereich, sondern auch z.B. in der Autoproduktion und in der Photovoltaikindustrie.

Diese enormen Überproduktionen treffen nun im Inland und vor allem weltweit auf mehrfache Probleme, nämlich dass

  • weltweit die Bevölkerungen schon schrumpfen und diejenigen, die noch etwas wachsen (z.B. Afrika) nicht über ausreichend Kaufkraft verfügen.
  • die schrumpfenden Bevölkerungszahlen in den Hauptabnahmeländern weitgehend gesättigte Märkte haben und immer ältere Personenkreise keine attraktive Käuferschicht bilden
  • dem Zwang zum Export nach der überdeutlichen Kriegserklärung überwiegend an die Hauptkunden, diese zunehmend mit Abwehrzöllen reagieren, was bei der EU ab dem 1.11.2024 mit über 30 % auf Fahrzeuge aus China bereits der Fall ist.
  • das von China angedachte Abkoppeln von den Demokratien mit einer weitgehenden Autarkie von diesen, das schon weit früher geplant wurde als der Gedanke in den Demokratien noch nicht einmal vorhanden war, wird nicht so einfach funktionieren. Ein Überschwemmen der Märkte wie in der Photovoltaik noch vor über einem Jahrzehnt und der Zerstörung der Konkurrenten, um so den Markt gänzlich zu übernehmen und dadurch starke Abhängigkeiten zu schaffen, wird angesichts der Weltlage auf sehr viel mehr Widerstand treffen.
  • Von den ca. 3.38 Billiarden USD, die China aus Exporten 2023 einnahm, entfallen alleine auf die EU 501,7 und auf die USA 500,3 Milliarden USD, also ca. 30 %. Hinzu kommen Japan, Südkorea, Kanada, Australien und Groß Britannien mit ca. 600 Milliarden USD. Insgesamt nimmt China von den wesentlichen Demokratien dieser Welt ca. 1,6 Billionen USD und somit fast die Hälfte der Exporterlöse ein.

China wird es nicht schnell genug schaffen, sich von den Märkten der Demokratien abzukoppeln mit neuen Märkten. Daher können die Demokratien auch einen erheblichen wirtschaftlichen Gegendruck erzeugen.

Dramatisch wichtig ist es daher, dass sich die Demokratien in einer sehr starken Allianz und Freundschaft zusammenfinden und nicht – wie mit dem Brexit geschehen – weiter auseinandertreiben lassen, woran vor allem Russland und China intensiv arbeiten.

Trump liegt daher mit seinem völlig absurden Programm wirtschaftlich wie politisch völlig falsch und verkennt, wie sehr die USA ihre Partner benötigen und umgekehrt. Es müssen daher Handelsbeziehungen in Qualitätskategorien eingeteilt und so der Handel unter Demokratien bevorzugt werden. Das hat Harris bereits angedeutet ganz im Gegensatz zu Trumps primitivem Ansatz.

Es ist daher überdeutlich, dass das bisherige weltweiten Nachfragewachstum wahrscheinlich seinen Höchstpunkt schon weitgehend erreicht hat und anhand der neuen weltweiten demographischen Veränderungen in nochmals einigen Jahren deutlich zurückgehen und dann ins Negative drehen wird.

Das bedeutet, dass sich die Weltwirtschaft schon jetzt auf sehr lang anhaltende, weltweite deflationäre Tendenzen einstellen sollte, so wie man es ähnlich in Japan erfahren hat.

China wir den Demokratien weiter Stärke vorspielen, während die schuldenfinanzierte, hoch defizitäre Wirtschaft in vielen Schlüsselindustrien mehr und mehr zusammenbricht.

Wie unbeschreiblich dumm und blind die Märkte manchmal sein können, hat man in vielen Finanzkrisen wie zuletzt 2008/2009 sehen können. China hat nun ein weitgehend schuldenfinanziertes Konjunkturprogramm aufgelegt und schon springen die Börsen an. In China wie in der letzten Finanzkrise und den Börsen geht es wohl eben darum, die hohle Fassade möglichst lange zu erhalten.

Die Demographie und die hier besprochenen Strukturen sind jedoch ein so langfristig ausgerichtetes Schwergewicht, dem niemand entkommen kann.

Das wird über die nächsten Jahrzehnte vielleicht ab der zweiten Hälfte des Jahrtausends, den Druck auf die Umwelt hinsichtlich der Klimakrise und die zerstörerische Übernutzung von Ressourcen etwas reduzieren, sofern vor allem die qualitativen und die quantitativen Faktoren aus Kultur und Natur mit einem weitgehend übereinstimmenden Willen in eine globale Entscheidungs- und Verantwortungsgesellschaft hineingebracht werden können.

Der Rückgang der Geburtenraten ist weltweit zu beobachten und hat viele Gründe. Hierzu ein Beispiel: :

Beispiel: Die Geburtenrate nimmt entlang der Liberalisierung, der Emanzipation der Frau und einem steigenden Wohlstand eines Volkes ab, was auch auf die biographischen Opportunitätskosten zurückgeführt werden kann (Informatikerin: Jahresverdienst ca. 60.000 € *30 Jahre =1,8 Mio. – ca. 390.000 € für 3 Kindern mit Uniabschluss gegen den Verzicht auf Berufsausübung und einem Dasein als Hausfrau eine erhebliche Differenz). Opportunitätskosten sind die vergleichende Gegenüberstellung von zwei Möglichkeiten in ihrer wirtschaftlichen Auswirkung. Ebenso hat eine Frau in Afrika mit einer kleinen landwirtschaftlichen Selbstversorgung ohne Verdienst in der Hoffnung auf Unterstützung durchaus ein wirtschaftliches Interesse an Kindern.

Hier treibt die weltweite Tendenz der Verstädterung der Weltbevölkerung in erheblichem Ausmaß einen Anteil. Auf dem Land sind Kinder eher kostenlose Arbeitskräfte als in der Stadt, in der sie eher Kosten verursachen. Natürlich kann man diese Betrachtung nicht nur auf die rein wirtschaftlichen Faktoren begrenzen, aber sie bieten einen guten analytischen Ansatz für eine komplexe Fragestellung.

Die Fertilität verbunden mit der Unterdrückung der Frau und dem Ausbau von Macht ist in allen Weltreligionen und totalitären Systemen ein Thema, das aus einer Zeit stammt, als Menschen für Krieg und Arbeit fehlten. Beispiel: Hitlers Programm ab 7 Kindern Frauen besonders auszuzeichnen oder z.B. Erdogan verspricht 2014 jeder berufstätigen Frau, die mindestens 3 Kinder hat, Befreiung von der Einkommensteuer; Syriens Machthaber treibt durch die aggressivste, pronatalistische Politik mit dem internationalen Spitzenwert von 7,6 Kindern pro Frau die Bevölkerung von 1960 von ca. 4,5 Mio. auf 23 Mio. im Jahr 2012 (Beginn der Krise), bis (wie vor der französischen Revolution) sich durch Missernten und Trockenheit Landflucht in Städte ergibt (1,5 Mio. in den 2 Jahren vor dem Bürgerkrieg). Es sind dann diese Städte, in denen sich wiederum das revolutionäre Potential entfaltet, etc…

Fazit: Die Veränderung der Kultur und der technologische Versuch (Natur), Wachstum aufsteigender Weltbevölkerungsschichten nachhaltig zu gestalten, müssen sich wechselseitig ergänzen, um so die Welt in eine positive Richtung zu bekommen.

Trump hat bereits durch seine politische Unterstützung des harten Brexits einen für Großbritannien ruinösen Niedergang in mehr als negativer Weise begleitet. Ebenfalls hegt er große Bewunderung für den wirtschaftlich am wenigsten erfolgreichen Staat der EU, also Ungarn unter der korruptesten Führung in ganz Europa und verbreitet auch noch, dass Orban hohes internationales Ansehen genieße (was vielleicht für Russland und China als bevorzugte Partner zutrifft).Mit seiner eindimensionalen Herangehensweise und der hier beispielhaft näher aufgezeigten politischen Katastrophe in Afghanistan, das er letztlich ruiniert hat, ist es überdeutlich, dass er nichts Vernünftiges zustande bringen wird, das die Stellung Amerikas in der Welt positiv befördern könnte. Er stellt schlicht eine enorme Gefahr für die USA und ihre Verbündeten dar.

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