23. Globalisierung: wir benötigen mehr und nicht weniger

Die Globalisierung bezeichnet die Ausweitung von Beziehungen aller Art über die nationalen Grenzen hinaus nicht nur auf einen begrenzten Raum, sondern über den gesamten Globus. Der Begriff wird sehr stark auf die Wirtschaft bezogen, was jedoch nicht richtig ist, da es alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens umfasst, also die Politik, die Kultur und Umwelt und vor allem die Kommunikation.

Die Globalisierung wurde jedoch enorm beschleunigt, als entlang einer stetig fast explosionsartig ansteigenden Weltbevölkerung immer mehr bisher nicht in den weltweiten Handel eingebundene Staaten integriert wurden.

Durch die mehr als dynamische Senkung der Grenzkosten im Handelsaustausch ergaben sich eine enorme Beschleunigung dieses internationalen Integrationsprozesses, der viele Länder aus bitterer Armut befreite (wie z.B. China und andere) und gleichzeitig den weltweiten Wohlstand beförderte. Natürlich konnte eine solche Entwicklung nicht ohne Nachteile bleiben. (Grenzkosten sind die Kosten, die bei einer mengenmäßigen Erhöhung auf eine einzelne Einheit entfallen, so dass die Kosten pro Stück bei einer höheren Stückzahl meist pro zusätzlichem Stück gesenkt werden können.)

Die Absenkung der Transaktionskosten im nationalen und internationalen Austausch beschleunigte die Entwicklung vor allem in den folgenden, wesentlichen Gebieten:

  1. Austausch von Nachrichten, Wissen und Ideen (z.B. Internet, E-Mails etc.)  
  2. Transaktionskosten von Waren (z.B. Frachtkostensenkung durch Containerisierung) bei gleichzeitiger Absenkung der Stückkostengrenze in der Massenproduktion durch Arbeitsteilung in anderen Ländern
  3. Finanztransaktionen, Geld (vernetzte Banken, SWIFT etc.), Transaktionskosten für Überweisungen und Geldumtausch erfolgte zunehmend digital in Sekunden
  4. Menschen, z.B. die Transportkosten senkten sich immer mehr ab, Massentourismus wurde möglich, Arbeitskräfte wurden weltweit mobil, etc.

Die Form der Globalisierung und die Kostensenkung durch internationale Arbeitsteilung wie auch Produktionsauslagerungen war jedoch unvollständig, da sie aus den bisherigen quantitativen Modellen die Qualität der Geschäftsbeziehungen nicht einpreiste.

Die heutigen Probleme in der Welt sind nur noch global lösbar. Daher muss die bisherige, unvollständige und einseitige Globalisierung erheblich erweitert werden, insbesondere hinsichtlich der „Qualität“ von Beziehungen. Hierzu muss es eine Globalisierung von verschiedenen Qualitäten geben, die z.B. demokratische Staaten bevorzugt. Diese qualitativen Faktoren können durchaus auch quantitativ als Risiko bewertet und berechnet werden.

Wir benötigen daher nicht weniger, sondern sehr viel mehr Globalisierung!

  • Das moralische Risiko (moral hazard) wie zuvor in den gegensätzlichen Haltungen beschrieben, kommt nun überdeutlich zum Vorschein.
  • Die „Korruption des Vorteils“, der sich aus billigen Warenströmen inklusive Rohstoffen wie z.B Gas, Öl, seltene Erden, etc. insbesondere aus China und Russland ergab, lähmte den Wahrnehmungswillen: Man sah auch bei entsetzlichen Menschenrechtsverletzungen weg.
  • Die Kosten für das moralische Risiko – als auch daraus abgeleitet – die rücksichtslose Umweltzerstörung und z.B. das Sozialdumping etc.… bilden hohe Kosten, die jedoch im Handel nicht eingepreist sind.
  • Die dem Kapitalismus bisher zugeschriebene, angeblich überlegene Fähigkeit, Kosten im Leistungsaustausch in eine korrekte Preisfindung zu überführen, muss erweitert werden, da die betriebswirtschaftlichen Kosten der Produktion in Bezug auf ihre Umweltschädlichkeit in die weltweiten Volkswirtschaften ohne Rückberechnung auf betriebswirtschaftlicher Ebene ausgelagert wurden.
  • Nun stößt man an massive Grenzen, die als Umweltschäden- und Katastrophen die Grenzen der Bewohnbarkeit von ganzen Gebieten und die Nutzung von Natur z.B.in der Landwirtschaft in erhebliche Bewegung bringt.
  • Die bisher versteckten Kosten werden nun immer klarer und müssen in internationale Beziehungsstrukturen übergeführt werden, die diese Kosten wieder rückberechnen.
  • Ansätze hierzu sind bereits gefunden in der CO2 – Bepreisung und
  • einem möglichen Klimaclub, der die Standards seinen Mitgliedern auferlegt und den „Außenhandel“ des Clubs mit Zollaufschlägen versieht. Ein solcher „Club“ müsste dringend auch die weiteren hier aufgezeigten Themen einschließen.

Ohne Globalisierung können wir die heutigen Probleme nicht mehr lösen. Eine radikale Abkoppelung ist genauso naiv und unrealistisch wie ein weiter so. Wesentlich ist die Veränderung der Ziele und Ausrichtung und die Vermeidung von Schocks, die die Reformfähigkeit nur behindern würde.

Die Rückbesinnung auf das hier dargelegte Wesen des Menschen und der daraus ableitbaren, reifen Haltung des Wirtschaftens müssen global ausgeweitet werden, da die Opportunitätskosten pubertärer Eigensucht exponentiell schneller steigen als ein irgendwie daraus ableitbarer Nutzen. Daraus ergibt sich die unabdingbar notwendige Förderung liberaler Gesellschaften und das massive Zurückdrängen von totalitären Autokratien und deren auf Angst beruhender Machtsysteme, die meist mit erheblicher Staatskriminalität verbunden sind und wie im Fall China und vor allem Russland über Spionage, Korruption jeglicher Art, Cyberangriffen, Beeinflussung von Wahlen und Politik und selbst auch Auftragsmorden als auch den Aufbau schädigender krimineller Strukturen selbst voranschreitet. Ein weiteres „Wegsehen“ gegen gute Gewinne kann kein Weg sein, da es vergiftete Gewinne sind, die bei weitem mehr schaden als nutzen.

Die tatsächlichen Kosten der Produkte müssen endlich richtig berechnet und angepasst werden, so dass die bisher ohne Rückberechnung in die globale Wirtschaft ausgelagerten Kosten (z.B. Umweltverschmutzung) als auch qualitative Faktoren, quantitativ in die betriebswirtschaftlichen Kosten der Unternehmungen rückberechnet werden. Ebenso wird man die qualitativen Faktoren einer Geschäftsbeziehung quantitativ bewerten müssen. Die großen westlichen Volkswirtschaften können dies durch ihre Marktmacht über individualisierte Zölle und Normen zunehmend durchsetzen, anstatt weiter Teil einer kriminellen Tendenz zu sein. Diese aufzudecken fehlte bisher der Wahrnehmungswille, jedoch tritt diese kriminelle Tendenz in der Umsetzung nun sehr offen zu Tage und ein bequemes Wegsehen ist kaum noch möglich.

Die bis heute weitgehend akzeptierte Wirtschaftstheorie des neoliberalen und neoklassischen Konstrukts eines Marktteilnehmers, der nur und ausschließlich seinen Egoismus verfolgt, blendet alle anderen Aspekte in der Beziehung von Gerechtigkeit, Natur- und Macht aus.

Jede Theorie ist eine Vereinfachung der Wirklichkeit und die Auflösung der wirtschaftlichen Vorgänge in mathematisch formale Quantifizierbarkeit und deren Verarbeitung in Computermodellen hatte und hat auch große Vorteile.

Allerdings wurde dadurch der der Glaube genährt, dass der „Markt der Egoismen“ im Preis die richtigen Gesamtkosten inklusive des Unternehmerlohns in der Produktherstellung abbilde.

Die Begrenzung und Konzentration auf die Quantifizierbarkeit ausschließlich egoistisch handelnder Wirtschaftssubjekte hatte die qualitativen Faktoren ausgeblendet. Dies wurde noch problematischer, als man die überwiegend national organisierten Märkte in der Globalisierung Mitte des letzten Jahrhunderts zunehmend öffnete, um so in der gleichen quantitativen Betrachtung die sogenannten komparativen Kostenvorteile zu heben.  Die Integration großer Volkswirtschaften in eine entstehende Weltwirtschaft brachte zunächst große Vorteile und Fortschritte für viele Marktteilnehmer in die Welt.

Eine Globalisierung ohne die zentralen Fragen des menschlichen Daseins im Austausch von Ideen und politischen Systemen als Risiko zu quantifizieren ist in jeder Hinsicht ein immenser Fehler, der nun auch zu sehr großen wirtschaftlichen Verlusten und Rückschlägen führt.

Henry Kissinger hatte einen enormen Fehler im Denken gemacht, als er den wesentlichen Satz prägte, dass Staaten keine Freunde, sondern nur Interessen habe. Damit blendet er die Qualität von Beziehungen im wirtschaftlichen Austausch aus, was uns zu den heutigen Risiken eines bereits begonnenen Weltkrieges geführt hat.

Nun reguliert man mit Sanktionen und anderen Maßnahmen nach, was viel teurer ist, als die Strukturen gleich richtig aufzubauen.

Ebenfalls ist die nachträgliche Regulierung einer globalen Umweltverschmutzung, die durch Treibhausgase und der massiven globalen Aufheizung des Planeten den Fortbestand der Menschheit gefährdet, eine immer teurere Maßnahme, sofern man entschiedenes und vor allem international koordiniertes Handeln weiter verschleppt.

Ganz wesentlich wird nun für die Demokratien dieser Welt sein, dass sie einen exklusiven Club im Welthandel bilden, der sich differenziert absetzt mindestens von den sehr aggressiv auftretenden Autokratien und ihnen nicht mehr die bevorzugte Stellung einräumt, die sie bisher hatten.

Nur so lässt sich der bereits voll umfänglich begonnene dritte Weltkrieg noch eindämmen, wobei natürlich alle anderen Maßnahmen wie z.B. die massive Unterstützung der Ukraine mit Waffen bis zu einem vollständigen Sieg notwendig macht. Ein vollständiger Sieg bedeutet natürlich die Rückeroberung des ursprünglichen Territoriums der Ukraine und nicht die Besiegung Russlands, was völliger Unsinn ist und von Trump aus verständlichen wahltaktischen Gründen fälschlicherweise behauptet wurde.

Wie sehr in der globalen Auseinandersetzung auch bereits der Krieg um Ressourcen zusätzlich eine Rolle in den Planungen von Russland und China spielt ist unklar. Klar ist jedoch, dass China weltweit die geschaffenen und bereits erreichten Abhängigkeiten genau kalkuliert und strategische instrumentalisiert, wie man es am Beispiel der baltischen Staaten sehen konnte.

Ebenfalls wurde aus China bekannt gegeben, dass sich die Wirtschaft Chinas und Russlands in idealer Weise ergänzen. Sollte hier nun auch noch das Einverleiben der landwirtschaftlichen und sonstigen Ressourcen der Ukraine hinzukommen, so wächst das Erpressungs- und Schädigungspotential noch weiter an.

Die Bündelung von landwirtschaftlicher Produktion in Russland und der Ukraine wäre eine weitere dominante Weltmarktstellung aus der heraus Russland und China für die amerikanischen Farmern in ihrer Abhängigkeit vom Weltmarkt existenzbedrohliche Marktverwerfungen erzeugen und auch den europäischen Markt unter Stress setzen könnten.Solche differenzierten Überlegungen haben Biden und Harris bereits geäußert wohingegen Trump in weiter ignoranter Arroganz in der Vorstellung verharrt, dass Amerika auskoppeln und sich alleine durchsetzen könne, anstatt „starke Allianzen“ zu bilden, wie es Harris ausgedrückt hat.

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