22. Religion, Blasphemie, Gemeinschaft: kein Christ kann Trump wählen

Die sprachliche Aufteilung in Gläubige und Ungläubige erzeugt schon sprachlich eine falsche Vorstellung.

Beide sind ausschließlich Gläubige, denn sie haben keinen rationalen Beweis, dass es Gott gibt oder nicht gibt.

So ist der Ungläubige natürlich ein Gläubiger, der jedoch einen anderen Glauben hat, jedoch in seiner Erkenntnismöglichkeit nicht über demjenigen steht, der an Gott glaubt.

Der Verfasser dieser Zeilen ist ein tiefgläubiger Christ katholischer Konfession, da er die Liebe als die umfassende Struktur dieser Welt sieht und diese Struktur des Menschen eingebettet sieht in die Liebe Gottes. Christlicher Glaube bezieht sich so natürlich auf Christus, der eben nicht weltliche Macht gegen die Mächtigen herbeiruft, sondern in der Liebe die einzige Macht realisiert, die eben genau keinen Zwang und keine Zwangsläufigkeit aufbaut, die  die Menschen so oft sehen möchten, damit ihre Vorstellung von Gut und Böse jeweils realisiert wird. Dieser Christus stirbt jedoch demütig am Kreuz und verweist damit auf die Liebe, die keinen Zwang aufbaut und höchstmögliche Freiheit in der Entscheidung gibt.

Entscheidungen des Menschen und die Ereignisse, die auf Entscheidungen des Menschen beruhen strikt mit dem Willen Gottes zu verschmelzen und diese als Einheit zu sehen ist schlicht unchristlich.

Assyrische, babylonische oder altägyptische Herrscher inszenierten sich als Ebenbild Gottes oder nahezu gottgleich und beanspruchten damit eine umfassende Macht, die mit der nun mit der „höheren Macht“ über Angst durchgesetzt wurde.

Mächtige haben Gott in der langen Geschichte der Menschheit immer wieder zur Ausübung ihrer Macht missbraucht. Eine lange Missbrauchsgeschichte der Mächtigen. Blasphemie ist das Verhöhnen von Glaubensinhalten einer Religion, eine öffentliche Schädigung des Glaubensinhaltes. Gott für sich in der Weise zu beanspruchen, dass gewisse Ereignisse nur durch das Eingreifen Gottes in einer bestimmten Weise abgelaufen sind, ist eine unangemessene Beanspruchung Gottes für die eigenen Machtinteressen.

Nimmt man historische Ereignisse jeglicher Art, so wurden Gott immer wieder für diese Machtinteressen missbraucht.

So sollte in Amerika doch die zweie Einführungsrede von Präsident Lincoln, am 4. 3.1865, nach einem traumatisierenden Bürgerkrieg, der die Amerikaner gegeneinander als Feinde aufgerieben hat, lebhaft in Erinnerung sein:

„Beide lesen die gleiche Bibel und beten zu demselben Gott, und jeder ruft seinen Beistand gegen den anderen an. Es mag seltsam erscheinen, dass irgendjemand es wagt, einen gerechten Gott um Hilfe zu bitten, um sein Brot aus dem Schweiße des Angesichtes anderer Menschen zu ringen, aber urteilen wir nicht, damit wir nicht gerichtet werden. Die Gebete beider konnten nicht erhört werden. Die Frage von keinem von beiden ist vollständig beantwortet worden. Der Allmächtige hat seine eigenen Ziele. „Wehe der Welt wegen der Vergehen; denn es muss notwendig sein, dass Beleidigungen kommen, aber wehe dem, durch den die Beleidigung kommt.“

Wie sehr hat sich die Tradition der Republikanischen Partei durch Trump von den eigenen, edlen Grundsätzen entfernt und hinabziehen lassen in Lügen, Angsterzeugung, Machtgier und Beleidigungen!

So viele Republikaner haben sich schon mit Stolz und Würde von Trumps konstanten Beleidigungen abgewendet und empfehlen jetzt sogar Harris zu wählen. Sie haben aus ihrer großartigen Tradition Recht:

„aber wehe dem, durch den die Beleidigung kommt.“

Wenn Jesus etwas gewollt hat, so ist es Gemeinschaft stiften und das sind auch die tiefen Strukturen des Menschen, die auch zusätzlich ausschließlich rational zu begründen sind.

Die Gebote Gottes, die im christlichen Selbstverständnis fest verankert sind, sind darauf ausgerichtet, Gemeinschaft der Menschen untereinander und zu Gott aufzubauen und alles, was schädlich, also Sünde ist, zu verurteilen.

Die Lüge zerschlägt jedoch das Vertrauen und zerstört Gemeinschaft, macht geheuchelte Liebe zu einer Verführung ohne Inhalt und ist daher zutiefst unchristlich.

Kaum etwas anderes ist unchristlicher als die Lüge.

Lügen sind keine Meinungen, über die man sich streiten könnte. Und Lügen können töten. Sie töten in vielfältiger Weise. Lügen haben immer ein verdecktes Interesse, das den Anderen nicht offenbart werden soll. So zerstören sie die Gemeinschaft der Menschen und die Gemeinschaft mit Gott in hinterhältiger und infamer Weise.

Das Machtinteresse von Trump über Lügen, mit denen er die allgemeinen Existenzängste der Menschen anheizt und diese so in eine von ihm erzeugte, angstbesetzte Vorstellungswelt hineintreibt und sich dann noch als messianischer Retter in völliger Schamlosigkeit präsentiert, kann nur als zutiefst unchristlich eingestuft werden.

Trump macht durch seine Lügen dieses Amerika klein und armselig und würde es in ein undemokratisches Amerika der Angst hineinführen, in dem diese großartige Gemeinschaft, die die USA immer noch sind, zunehmend zerfällt.

Daher muss man so schnell wie möglich zu dem zurückkommen, was Amerika wirklich groß gemacht hat:

christliche Liebe, daraus gewonnene Freiheit und Verbundenheit, Liebe, die sich in der Demokratie verankert hat und die in so großartigen republikanischen Gestalten wie James Madison oder Linkoln ihren existentiellen Ausdruck in ihrer jeweiligen Geschichte gefunden haben.

Wenn dieses „Make Amerika great again“ einen Sinn haben soll, so ist es „Make Amerika love again“.

Das heißt, dass man die Wunden, die dieser Präsidentschaftskandidat in seinem unchristlichen und undemokratischen Verhalten Amerika bereits beigebracht hat, wieder heilen muss, und zwar unabhängig von der Parteizugehörigkeit.

Es ist überdeutlich: Ein Christ kann Trump eigentlich nicht wählen.

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