21. Liebe und Verbundenheit: Communication und communio

Um es nochmals kurz zu wiederholen: Der Mensch ist Beziehung zu sich selbst, zu Anderen und Anderem.

Diese Beziehung zu sich selbst stellt er durch das Denken her, die selbst Kommunikation ist.

Abseits von komplizierten Theorien ist es ganz einfach anhand der lateinischen Wortbedeutung. „communicare“ bedeutet, mitteilen, teilnehmen lassen, gemeinsam machen, vereinigen. „communio“ ist in der lateinischen Wortbedeutung einfach Gemeinschaft.

Durch Kommunikation wird also Gemeinschaft hergestellt. Der Mensch vermittelt sich seine Existenz selbst über die Beziehung, die er über Kommunikation erzeugt. Er muss die Probleme seiner Existenz auf der Ebene des Verhältnisses zu seiner Wirklichkeit lösen. Da sein Schicksal in der Zeit geschieht, die unaufhörliche Trennung von der Gegenwart in eine immer größer werdende Vergangenheit ist, muss er über die Kommunikation die Verbundenheit dieser beiden Lebenswirklichkeiten herstellen. Beziehung ist in diesem Sinne das Zusammenführen von Getrenntem, eine Gemeinschaft, also eine communio, die er selbst ist. Daher ist Grenze ein existentieller Bestimmungsort. Diese Grenze ist Gegenwart, in der sich alles entscheidet. Sie ist Entscheidung im Sinne von Denken, Handeln und Fühlen. Das, was hinabsinkt in das Reich der Vergangenheit, also in das Reich des Toten, da es nicht mehr verändert werden kann, wird jedoch unweigerlich lebendig in der unausweichlichen Kommunikation, durch die wir unser Menschsein als ein Ganzes erst herstellen können.

Communication erschließt uns so unsere eigene Welt, unsere communio mit uns selbst und Anderen und Anderem.

Dieses Jenseits der Gegenwart, also die persönliche Vergangenheit wurde verschiedentlich in psychologischen Ansätzen zum Irrationalen erklärt, das jedoch mit den Methoden der zwangsläufig rationalen Kommunikation erschlossen werden soll. Diese hier vorgenommene Betrachtung ist in keiner Weise psychologisierend, da sie lediglich die Strukturen des menschlichen Daseins als Beziehung behandeln soll, die dadurch notwendig auch Communikation und Communio ist.

Das Jenseits der Gegenwart als eine Zukunft ist ebenfalls in die Kommunikation eingebunden, die so die eigene Wirklichkeit herstellt und erfasst. Das gilt auch für die Religion, die das Jenseitige einer zukünftigen Zeit in das Zeitlose und Ewige vergegenwärtig.

Der Mensch ist so notwendig Verbundenheit und aus den unausweichlich vorhandenen Trennungsvorgängen des Lebens ist er mit der existenziellen Angst konfrontiert, der er nicht ausweichen kann, die er jedoch in seine Existenz einbinden und bewältigen muss. Man könnte die Bewältigung der Angst vor dem Tod als Erfahrung der Grenze, die der Mensch selbst ist, als die Kulturleistungen des Menschen durch die Geschichte seiner Zeit beschreiben.

Das ebnet den religiösen Glauben in keiner Weise ein, sondern lässt vielmehr verstehen, warum die rationale Struktur des Menschen Beziehung ist und dass Liebe und nicht Hass, der trennt, die höchste Form dieser Rationalität darstellt und die Sehnsucht aller Menschen erfüllt, nämlich Verbundenheit zu erfahren, die tiefe Ewigkeit will.

Die Kommunikation der Menschen, in der Gemeinschaft oder Trennung hergestellt wird, hat sich in der Geschichte vielfach verändert. Insbesondere in der jüngeren Geschichte der Globalisierung ist sie geprägt von der Absenkung der Grenzkosten, die eine weltweite Kommunikation mit geringsten Kosten über neue technische Werkzeuge wie z.B. das Internet möglich gemacht hat.

Für das Verständnis dieser Ausführungen ist vor allem der innere Zusammenhang der Selbstvergewisserung, also der verstehende Zugang des Menschen zu seiner eigenen Existenz und Wirklichkeit wichtig, die durch Kommunikation zustande kommt.

Für das Verständnis dieser Ausführungen ist ebenso wichtig, dass die Strukturen des Menschen unausweichlich durch existentielle Ängste bestimmt werden und dass genau über diese Ängste der Ansatz gewonnen werden kann, wie man Menschen in der Wahrnehmung ihrer Welt und der individuellen Realität manipulieren und umerziehen kann.

Ein Wissen vom Menschen das in zwei Richtungen eine welthistorische Relevanz hat:

  1. Für alle wirtschaftlich, politisch und kriminell Mächtigen ist die Angst das Mittel der Beherrschung und Unterjochung, der Manipulation und der Gefangennahme in Vorstellungswelten, in die Menschen hineingejagt werden, um so Macht zu ergreifen, auszuüben und Macht zu sichern.
  2. Die Demokratie schütz den Einzelnen vor dieser Macht, indem sie die Macht begrenzt und gegen Menschen ankämpft, die solchen Machtmissbrauch betreiben. Daher ist Demokratie nicht ohne Angstfreiheit möglich. Daher ist der tiefere Grund der Freiheit Liebe, denn sie erzeugt die Verbundenheit der Menschen gegen eine übergriffige Macht, die Angst erzeugt.
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