20. Sexualität und Ausgrenzung: Bandbreite der Natur ist groß

Da der Mensch Beziehung ist, verwundert es nicht, dass er auch biologisch in jeder Faser seines Seins auf die Beziehung mit einem Sexualpartner ausgerichtet ist.

Die Körperlichkeit ist eine Beziehung zu sich selbst und zu Anderen. Wie jede Beziehung ist auch diese schwierig, sie hat jedoch ebenfalls den Anspruch und das innere Ziel, Liebe als höchste Rationalität von Beziehungen zu verwirklichen.

Wir alle stehen uns zunächst als Körper und somit Objekte in der jeweiligen körperlichen Erscheinung gegenüber. Der Mensch ist jedoch Subjekt und daher ist diese je eigene, völlig individuell vorhandene Körperlichkeit immer ein integraler Bestandteil einer jeden Person, die einer tiefen Annahme in der Beziehung zu sich selbst bedarf. Jedoch scheint gerade hier die Beziehung mit sich selbst schwierig zu sein.

Nimmt man als Beispiel die Brust einer Frau, deren Größenunterschied erheblich sein kann. Zur Vereinfachung wird nach Rückfrage bei einigen Ärzten ein Unterschied von sehr klein zu sehr groß von ca. 1000 % angenommen. Daraus bilden wir einen Mittelwert bei 500 %. Der Abstand von sehr klein und sehr groß bestünde von diesem Mittelwert in der vollen Bandbreite also ein +500 % und ein -500 %.

Normalität ist ein geistiges Konstrukt einer Häufigkeit in der Gesellschaft. Eine solche Häufungskurve läuft auf einer x-Achse im Mittelbereich hoch und an den jeweiligen Rändern mit immer weniger Häufung auf niedrigere Werte aus.

 Es ist nun die gesellschaftliche und individuelle Frage, welche Abweichung von diesem Mittelwert noch als so häufig angesehen werden können, dass es in die Vorstellung von „normal“ eingegliedert werden kann.

Nimmt man die Models in der einst von Donald Trump gegründeten Model-Agentur, so sind die Abweichungen der körperlichen Merkmale wohl eher gering und wir nehmen völlig willkürlich und beispielhaft ein + oder – von 10 % von einem solchen Mittelwert an.

Donald Trump wird sich in der Begutachtung die ausschließenden Kriterien in der Beurteilung von Frauen sehr genau überlegt haben und sich die Frauen wohl auch sehr genau auf ihre körperlichen Merkmale angeschaut haben.

Das wäre also der theoretisch angenommene exklusive Club der Akzeptanz und alle, die diese idealen Körperformen nicht haben, würden also in ihrer Beziehung zu ihrem eigenen Körper in das Gefühl einer Minderwertigkeit hineingedrückt und im Zweifel darunter leiden.

Exklusiv heißt ausgeschlossen, (lateinisch excludere = ausschließen), und meint einen Zustand der gesellschaftlichen Ab- und Ausgrenzung.

Dieser Zustand einer Beziehung zu seinem eigenen Körper ist in dem kleinen Wort „zu“ eingefangen und bezieht sich dann auf alle möglichen körperlichen Merkmale mit einem zu klein und zu groß, zu dick, zu dünn, etc…

Es gibt wohl eine große Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper bei allen Menschen und hier beispielhaft und besonders bei Frauen.

Insbesondere in den USA, fühlen sich Frauen oft durch die Leitbilder der Medien unter Druck gesetzt und nicht nur Heranwachsende stehen so in der Gefahr, zu sich selbst eine geringere Wertschätzung aufbauen, sofern man für sich nur noch geringe Abweichungen aus einem elitären ausschließenden Idealwert von Modelagenturen leiten lässt, der wahrscheinlich 90 – 95 % der Frauen ausschließt.

Im Zweifel unterziehen sich so Frauen allen möglichen Prozeduren, chirurgischen Eingriffen etc., um das zu realisieren, was uns allen in die Wiege als Sehnsucht schein: In liebender Annahme Teil einer Gemeinschaft zu sein.

Die Natur setzt aber eben genau nicht das Ideal einer sehr kleinen Minderheit als eine besonders häufige Erscheinungsform, sondern eine sehr große Bandbreite, die hier wiederum beispielhaft auf ein +- von 500 % gesetzt wurde. Das von der Natur als normal gesetzte ist eben gerade nicht die kleine Minderheit der exklusiven Topmodels.

Es geht gesellschaftlich jedoch darum, wie sehr wir andere ausgrenzen wollen oder ob wir im Sinne der höchsten Rationalität der Beziehung zu sich selbst nicht einfach das von der Natur Vorgegebene in Liebe annehmen.

Sollen alle Frauen, wenn sie also nicht so aussehen wie die exklusiven Models von Trumps ehemaliger Modelagentur, aus der Gesellschaft ausgegrenzt werden und sich fortan als minderwertig fühlen?

Und wo setzen wir an? Vielleicht ist +-10 % Abweichung zu großzügig und wir benötigen mehr Druck und Zwang in der Gesellschaft, um weitere Ängste aufzubauen?

Die klare Antwort sollte doch wohl „nein“ lauten, da die höchste Rationalität von Beziehungen die Liebe ist und sie den geringsten Zwang und Druck ausübt und gleichzeitig die größte Freiheit realisiert.

Sich selbst in der Beziehung zu seinem Körper in Liebe anzunehmen und zu akzeptieren, was die Natur und eben nicht eine willkürlich enge Definition einer engstirnigen und „unnatürlichen“ Politik als Normal gesetzt hat, ist ohne Zweifel nicht einfach und bedarf einer ständigen Einübung.

Aber genau das ist es, was die Ausgestaltung von Beziehung als höchste Rationalität ausmacht und Liebe genannt werden kann.

Das ist es, was von einer Gesellschaft gefordert ist, die sich angstfrei und damit so frei von Zwängen auf dieses Ziel hin auf den Weg macht.

Kein Mensch sollte sich selbst unangemessen in eine Vorstellungswelt gefangen nehmen lassen und sich selbst in dieser einsperren lassen, weil er sich einbildet, dass seine Ohren, die Nase, etc. zu groß sind und alle auf ihn starren.

Alle interessieren sich dafür, ob er ein liebender Mensch ist, und niemand interessiert sich, ganz im Gegenteil zu seiner eventuell vorhandenen Fixierung, für seine körperliche Gestalt, die ihm die Natur mitgegeben hat. Vielleicht ist er ein ganz außergewöhnlicher Mensch, der die ihm gestellte Aufgabe der Integration seiner Körperlichkeit zunächst aus einem erhöhten Leidensdruck deutlich und unausweichlich macht.

Vielleicht kann er jedoch dann diesen Leidensdruck umwandelt in eine besondere Sensibilität, eine außergewöhnliche Einfühlsamkeit, die Freude macht. Vielleicht lernt er auf Zusammenhänge zu achten, die anderen entgehen und entwickelt einen Feinsinn, der andere verblüfft. Vielleicht entwickelt er eine seelische Tiefe, die den stets Bewunderten sehr viel schwerer zugänglich ist. Vielleicht entdecken sogar andere noch vor ihm, dass er in dieser ganz weiten Bandbreite der Natur das Wunder der Bereicherung einer Gemeinschaft darstellt, das die Vielfalt zu ihrer Stärke macht.

Freude in der Begegnung mit einer solchen Person hängt von seiner Fähigkeit, zu Lieben ab, denn wer liebt ist glücklich und macht im Reflex andere glücklich.

Dann kann sich ein Mensch in der liebenden Annahme seiner selbst frei fühlen von den Ängsten, ausgeschlossen zu sein.

Daher kann ein Mensch sein Dasein als so viel mehr erfahren, als ob es nur aus reiner Körperlichkeit bestünde. In dieser Annahme können sich Menschen entfalten, als das, was sie sind, und können ihre Beziehungen zu sich selbst und Anderen in Liebe gestalten.  

Eine so ausgerichtete Gesellschaft baut auf die Frauen keinen erdrückenden Zwang auf und fördert so die Liebe und das gegenseitige Vertrauen.

Eine solche Gesellschaft baut aber auch keinen erdrückenden Zwang gegen Andere auf.

Die Bandbreite der Natur, oder man kann auch sagen, die Gott gegebene Gestalt eines Menschen, setzt diese Körperlichkeit nicht unter gesellschaftlichen Anpassungsdruck, sondern schenkt sie den Menschen mit der Aufgabe der Annahme.

Eine Gesellschaft, die sich auf den Weg macht, die höchste Rationalität von Beziehung, also die Liebe, zunehmend zu verwirklichen, setzt den Einzelnen auch frei in der Annahme durch seiner selbst, so dass der Mensch sich in genau dieser Gestalt in Liebe annimmt und in Liebe sein Leben gestaltet.

Zu dieser Bandbreite der Natur gehören nicht nur äußere Merkmale, sondern auch die verschiedenen Formen, in denen Menschen ihre Beziehungen zueinander gestalten und leben wollen.

Wenn es so ist, dass wir eine möglichst angstfreie Gesellschaft haben wollen, in der alle willkommen und in Liebe angenommen sind, also die „größte Reflexion über die Menschliche Natur“ (James Madison) in Politik umgesetzt wird, dann muss die große Bandbreite menschlichen Daseins, die die Natur selbst herstellt, angenommen werden.

Daher ist es eben auch im Rahmen der Liebe als höchste Rationalität von Beziehung, dass die Menschen, die homosexuell sind, ebenso angenommen und toleriert werden wie alle anderen Menschen, die man zwischenzeitlich als LGBTIQ bezeichnet.

Wie sehr eine Gesellschaft auf die Realisierung von Liebe ausgerichtet ist, zeigt sich auch an der Integrationsfähigkeit und der Annahme von Randgruppen, die im spezifischen Fall der LGBTIQ – Gruppe wohl ca. 4-8 % der Bevölkerungen sowohl in den USA als auch in Europa ausmachen.

Nicht die exklusiven, wenigen Models von Trumps früherer Modelagentur setzen die Bandbreite dessen, was die Natur hervorbringt, sondern die Natur selbst.

Daran sollte sich auch die Politik ausrichten. Das Schüren von absurden Ängsten und damit die Erzeugung einer Vorstellungswelt, in der die LGBTIQ eine Bedrohung der amerikanischen Gesellschaft darstellen würde, ist geradezu grotesk, aber teilweise sehr wirksam, wie alles, das die allgemein vorhandenen Lebensängste der Menschen verstärkt und zusätzliche Ängste hervorruft.

Es ist weiter auch eine Frage der Liebe und des Erbarmens, wenn sich Umstände ergeben, die für eine Frau eine Abtreibung als eine Entscheidungsalternative in den freien Entscheidungshorizont dieses Einzelschicksals stellt.

Jede Abtreibung ist eine zu viel, da sie ist immer ein menschliches Drama mit viel Leid und Tränen darstellt.

Niemand zwingt jemanden zur Abtreibung in Staaten, in denen diese erlaubt ist, sondern stellt jeden besonderen und immer ganz individuellen Fall eines Schicksals in die Entscheidung der Frauen, die vor solch unbeschreiblich quälenden Entscheidungen stehen.

Sollte eine Frau in der Abwägung ihres eigenen physischen oder psychischen Überlebens gegenüber einem neu entstehenden Leben sich gegen eine Abtreibung entscheiden, so ist das ebenso zu respektieren wie die gegenteilige Entscheidung.

Amerika benötigt keinen totalitären Staat, der auf alle Bereiche des persönlichen Lebens staatlichen Zwang ausübt und so Angst verankert.

Der von J.D.Vance ausgerufene Anpassungsdruck auf Katzenladys ist nur Teil eines größeren Anpassungsdrucks, der von Trump/ Vance für das künftige Amerika der Angst ausgedacht wurde, wie es aus verschiedenen Reden herüberklingt und dem jüngst verfassten Grundsatzprogramm zu entnehmen ist.

Vielleicht könnten sie es auch schaffen, die Menschen der USA in Nashörner zu verwandeln, die dann allerdings nicht nur Katzen zertrampeln.

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